Nach Mangina und Beni wird nun Butembo zum neuen Zentrum der Epidemie
Die Situation in Butembo und Umgebung, so z. B. in Kalunguta auf der Achse Beni-Butembo, ist besonders besorgniserregend. Die bestätigten Fälle häufen sich und gleichzeitig ist an gewissen Orten der Widerstand der Bevölkerung gegenüber Präventionsmassnahmen gross. Im Moment stagniert die Anzahl der Fälle im Stadtzentrum.
MSF, die sich als einzige humanitäre Organisation an der Seite der lokalen Gesundheitsinstitutionen um die Patienten kümmert, hat jedoch keine Kontrolle über entlegenere Gebiete, wie beispielsweise Katwa im Osten der Stadt und weitere, von der Gesundheitsversorgung Butembo entferntere Gebiete. Die prekäre Sicherheitslage in diesen Gebieten erschwert die Bekämpfung der Epidemie und insbesondere die Aktivitäten bei der betroffenen Bevölkerung.
Angesichts der jüngsten Erhebungen sind wir sehr besorgt über die epidemiologische Situation in der Region. Wir wissen mittlerweile, dass die Epidemie noch länger dauern wird und wir unsere Bemühungen, sie unter Kontrolle zu bekommen, verstärken müssen. In Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden versuchen wir, unsere Aktivitäten möglichst bevölkerungsnah auszurichten und Schulungen für wichtige Schlüsselpersonen in den Gemeinden zu organisieren, um so besseren Zugang zu den Kranken und ihren Angehörigen zu erhalten.
John Johnson, MSF-Projektverantwortlicher in Butembo.
Die ersten Resultate sind überzeugend: Neue Fälle, die aus diesen Gebieten stammen, konnten identifiziert und die Patienten nach Butembo ins Ebola-Behandlungszentrum überführt werden. Die Aufnahmekapazität des Ebola-Behandlungszentrums, das MSF in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium führt, wurde aufgrund der Zunahme der bestätigten Fälle in den letzten Tagen auf 64 Betten erhöht. Gleichzeitig wurden die Dekontaminationsarbeiten und die Impfkampagne intensiviert. Fast 2000 Personen konnten mittlerweile gegen Ebola geimpft werden. Die Impfung ist ein wichtiger Pfeiler der Gesamtstrategie zur Bekämpfung von Ebola.
Meine Arbeit ist zentral für die Bekämpfung der Epidemie: Wir informieren die Personen in unserem Behandlungszentrum und die Angehörigen, mit denen sie im Kontakt standen, über die Symptome von Ebola und die Notwendigkeit einer umgehenden Behandlung. Ebola-Kranke können geheilt werden. Wir fragen alle Überlebenden, die unser Zentrum verlassen, ob sie Botschafter für die Bekämpfung von Ebola werden und über ihre Geschichte berichten wollen. Auch können Überlebende, die nun gegen das Virus immun sind, geschult werden, damit sie zum Beispiel Kinder, die von ihrer Familie isoliert werden müssen, betreuen können. Diese Epidemie betrifft uns alle, und wir können nur gewinnen, wenn wir alle gemeinsam kämpfen.
Antoine, Verantwortlicher für Gesundheitsförderung im Ebola-Behandlungszentrum
In Beni sind die Teams noch immer rund um die Uhr im Einsatz
„Vier Monate nach dem Ausbruch beobachten wir die Entwicklung der Epidemie immer noch sehr aufmerksam und besorgt. Unsere Teams sind rund um die Uhr im Einsatz. In Mangina, wo die Epidemie am 1. August ihren Anfang nahm, ist glücklicherweise seit mehreren Wochen kein neuer Fall aufgetreten und wir können unser Aktivitäten im Behandlungszentrum schon bald einstellen. In Beni steigt trotz der verschiedenen Massnahmen zur Bekämpfung der Epidemie die Zahl der bestätigten Fälle täglich. Um die Epidemie schnellstmöglich einzudämmen, haben wir unsere medizinischen und sanitären Einrichtungen um ein Transitzentrum mit 48 Betten erweitert, das seither stets ausgelastet ist. Ausserdem führen wir Dekontaminationsarbeiten in den Gesundheitseinrichtungen, die Ebola-Patienten versorgt hatten, durch. Um nicht nur auf die Epidemie zu reagieren, haben wir auch unsere Präventions- und Sensibilisierungsarbeit intensiviert, so z. B. zu Hygienemassnahmen für Gesundheitsfachpersonen und für die Bevölkerung“, erklärt Axelle Ronsse, Verantwortliche für Ebola-Notfalleinsätze bei MSF.
Seit dem Ebola-Ausbruch am 1. August 2018 bekämpfen die MSF-Teams zusammen mit anderen Akteuren die Epidemie in Nord-Kivu und Ituri. MSF hat Behandlungszentren in Mangina, Butembo und Tchomia, eine Isolationsstation in Bunia und vor kurzem ein Transitzentrum in Beni eröffnet. MSF führt ausserdem Überwachungsaktivitäten, sowie Präventions- und Sensibilisierungarbeit in Gesundheitseinrichtungen und bei der betroffenen Bevölkerung durch.
Titelfoto: November 2018. R. D. Kongo © John Wessels