Ärzte ohne Grenzen weitet Hilfe weltweit aus – Aktivitäten-Update
27 März 2020
Was wir als MSF in einer solchen Situation einbringen können, ist unser Wissen rund um Epidemien und Katastrophen.
Claudia Lodesani, Notfallkoordinatorin des Einsatzes in Italien
MSF reagiert weltweit auf die Ausbreitung des Coronavirus und baut entsprechende Hilfsprogramme auf. In Zusammenarbeit mit Gesundheitsministerien und lokalen Gesundheitseinrichtungen richtet sich ein großer Teil der Aktivitäten in Europa ...

Am Limit: Das medizinische Personal in Italien arbeitet bis zur völligen Erschöpfung
27 März 2020
Jeder hier arbeitet bis zur völligen Erschöpfung. Es ist unglaublich zu erleben, wie Menschen rund um die Uhr im Einsatz sind.
Dr. Chiara Lepora, Projektkoordinatorin in Lodi
Das Coronavirus hat sich bis jetzt in mehr als 190 Ländern auf der ganzen Welt ausgebreitet. Die medizinischen Teams von MSF helfen in zahlreichen Gebieten, die von COVID-19 betroffen sind. In Italien unterstützt MSF drei Spitäler im Epizentrum des Ausbruchs im Norden mit ...
Covid-19 in Spanien: Ärzte ohne Grenzen verstärkt Hilfsmassnahmen
25 März 2020
Wir wollen unsere Erfahrungen teilen, damit wir im Interesse der am meisten gefährdeten Menschen handeln können.
Dr. David Noguera, Präsident von MSF Spanien
Den neuesten offiziellen Zahlen zufolge bleibt die Situation in Spanien problematisch: Bisher wurden 2.696 Todesfälle und 40.000 Infizierte registriert, von welchen 5.400 Mitarbeitende ...
Ärzte ohne Grenzen startet COVID-19-Einsatz im Iran
23 März 2020
Wir hoffen, dass unsere Hilfe den Druck auf das lokale Gesundheitssystem zumindest teilweise verringert.
Julie Reversé, Einsatzleiterin von MSF im Iran
MSF hat ein Notfallteam von neun Personen und ein aufblasbares Spital mit 50 Betten nach Isfahan, Iran, entsendet. Dies ist die am zweitstärksten von Covid-19 betroffene Provinz ...

Covid-19 : Brief unseres internationalen Präsidenten
20 März 2020
Wir bemühen uns aber auch, unsere regulären medizinischen Projekte weltweit aufrechtzuerhalten, damit Hunderttausende Menschen weiterhin Zugang zu Gesundheitsversorgung haben.
Christos Christou, internationaler Präsident von MSF
Wir bei Ärzte ohne Grenzen waren bei unserer Tätigkeit in den letzten 50 Jahren schon öfter mit «Ausnahmesituationen» konfrontiert. Um eine solche handelt es sich auch jetzt. Wir befinden uns mitten in einer weltweiten Pandemie, die jeden von uns betrifft: unsere Familie, unsere Freunde, ...
Ausbreitung von Covid 19: Ärzte ohne Grenzen wird in Frankreich aktiv
19 März 2020
Mit unserem Beitrag weiten wir die Hilfe aus, die MSF in anderen Ländern, wie in Italien, bereits leistet oder in den kommenden Wochen in zusätzlichen Ländern, in denen wir bereits vor der Covid-19-Epidemie Projekte betrieben, leisten wird.
Pierre Mendiharat, stellvertretender Leiter der Einsätze bei MSF
In Absprache mit den Gesundheitsbehörden startet Ärzte ohne Grenzen Hilfsmassnahmen in der Region Ile-de-France. Diese konzentrieren sich auf Leistungen für besonders hilfsbedürftige Bevölkerungsgruppen...
Ein Interview mit Clair Mills, der medizinischen Leiterin von MSF
19 März 2020
Die Covid-19-Pandemie hat, was das Ausmass und die schnelle globale Ausbreitung betrifft, enorme Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme in mittlerweile mehr als 100 betroffenen Ländern.
Wir von Ärzte ohne Grenzen sorgen uns insbesondere um die Folgen für Länder mit schwächeren Gesundheitssystemen, wenn dort viele Patientinnen und Patienten mit Covid-19 behandelt werden müssen und um Bevölkerungsgruppen, die ohnehin in einem prekären Umfeld leben, wie Obdachlose, Menschen in Flüchtlingslagern oder von Konflikten betroffene Bevölkerungsgruppen. Aber auch die nun von diversen Staaten erlassenen Reisebeschränkungen wirken sich weltweit auf die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen aus.
Welche Fragen stellt sich uns diesem Zusammenhang? Ein Interview mit Clair Mills, der medizinischen Leiterin von MSF, gibt Antworten darauf.
Mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass das Virus besorgniserregend ist. Da es sich um ein neues Virus handelt, gibt es bisher keine Immunität dagegen. Bis zu 35 potentielle Impfstoffe befinden sich derzeit in einer Testphase, aber Expertinnen und Experten sind sich einig, dass für mindestens 12 bis 18 Monate kein allgemein verwendbarer Impfstoff zur Verfügung stehen wird. Die Mortalitätsrate, die per Definition nur auf der Grundlage der identifizierten Patienten berechnet werden kann, ist daher derzeit nur schwer zu berechnen. Schätzungsweise liegt diese bei etwa 1%. Bei einem Teil der Erkrankten ist auch vor dem Auftreten von Symptome oder wenn diese sogar ganz ausbleiben, eine Übertragung des Virus möglich. Die überwiegende Mehrheit (etwa 80% der bestätigen Fälle) weisen einen milden Krankheitsverlauf auf, was es schwierig macht, Fälle schnell zu identifizieren und zu isolieren. Zur Bestätigung der Diagnose sind spezielle medizinische Laborverfahren erforderlich, die nur in bestimmten medizinischen Einrichtungen zur Verfügung stehen. Es ist daher nicht überraschend, dass die Eindämmung des Virus, das heute in mehr als 100 Ländern der Welt verbreitet ist, bisher nicht erfolgreich war. Diese Epidemie unterscheidet sich stark von anderen Epidemien wie Masern, Cholera oder Ebola, in deren Bekämpfung Ärzte ohne Grenzen in den letzten Jahrzehnten eine Expertise entwickelt hat.
Ausgehend von den bisherigen Erfahrungen und Daten sind 15-20% der bestätigten Covid-19-Fälle schwerwiegend und die Erkrankten benötigen eine stationäre Behandlung mit spezieller Betreuung. Etwa sechs Prozent der bestätigten Fälle werden einen kritischen Verlauf der Erkrankung aufweisen und erfordern eine spezialisierte Intensivpflege wie etwa mechanische Beatmung für mehrere Wochen. Eine so lange stationäre Versorgung so vieler Menschen mit so hohem Pflegegrad ist selbst für modernste Gesundheitssysteme eine grosse Herausforderung. Das war in China und ist gegenwärtig auch in Italien zu beobachten. Derzeit befinden sich mehr als 1’100 Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen und trotz guter medizinischer Versorgung im Norden des Landes, sind die Spitäler durch den raschen Patientenanstieg überfordert.
Besonders anfällig für eine Ansteckung bei einem solchen Ausbruch ist das medizinische Personal selbst. Zwischen Mitte Januar und Mitte Februar sind in China mehr als 2’000 Mitarbeitende des Gesundheitswesens am Coronavirus erkrankt (3,7% aller Patientinnen und Patienten). Es ist deshalb mit Einschränkungen der medizinischen Grundversorgung und der Notfalleinrichtungen zu rechnen und die Behandlung anderer lebensbedrohlicher sowie chronischen Infektionskrankheiten kann nicht mehr überall gewährleistet werden. Dies trifft vor allem Länder, in denen das Gesundheitssystem ohnehin bereits fragil ist.
Auch wenn solche Massnahmen eine Ausbreitung des Virus nicht verhindern können, können diese dessen Ausbreitung zumindest verlangsamen. Dadurch kann die Zahl der schwer erkrankten Patientinnen und Patienten, die vom Gesundheitssystem gleichzeitig abgefedert werden müssen, begrenzt werden. Das Ziel ist nicht nur die Zahl der Erkrankten zu reduzieren, sondern eine zeitlich gleichmässige Verteilung zu erreichen, um somit eine Überlastung der Notfall- und Intensivstationen zu vermeiden.
Unsere Prioritäten variieren je nach Kontext. Das Gesundheitspersonal muss geschützt werden und die Risiken einer möglichen Covid-19-Ausbreitung gilt es so weit wie möglich zu begrenzen. In Ländern wie der Zentralafrikanische Republik, im Südsudan oder Jemen, die von einem Covic-19-Ausbruch noch verschont sind, werden Präventionsprogramme sowie Massnahmen zur Gesundheitsaufklärung und -erziehung durchgeführt. Es wird Seife und Schutzausrüstung an das Gesundheitspersonal verteilt und gefährdete Gebiete oder Bevölkerungsgruppen ermittelt.
Gleichzeitig wollen wir in unseren bestehenden Hilfsprogrammen sicherstellen, dass die Einrichtungen, die wir betrieben oder unterstützen, weiterhin funktionstüchtig bleiben und das Versorgung von an Malaria oder Masern sowie an Atemwegsinfektionen erkrankten Patientinnen und Patienten gewährleistet ist.
Diese Arbeit wird nun aber durch Reiseeinschränkungen, Grenzschliessungen, der Aussetzung bestimmter Flugverbindungen oder der präventiven Isolation für neuankommende Mitarbeitende beeinträchtigt. Glücklicherweise können wir uns in unseren Einsatzländern uns auf unser lokal rekrutiertes Personal verlassen. Das ist eine grosse Stärke von Ärzte ohne Grenzen, da unser Personal vor Ort zu 90% aus lokalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besteht.
In Ländern, in denen die Gesundheitssysteme robuster sind, aber in denen das Virus besonders wütet, wie in Italien oder im Iran, besteht die grösste Herausforderung darin, eine Überlastung der Spitalpflegekapazitäten zu vermeiden. Hier versuchen wie die nationalen medizinischen Einsatzkräfte einerseits personell zu unterstützen, andererseits können wir helfen, indem wir unsere Erfahrungen bei der Triage und den Kontrollverfahren für Infektionen, die während einer Epidemie erworben wurden, weitergeben. In Norditalien unterstützen wir derzeit vier Spitäler mit Spezialistinnen und Spezialisten für Infektionskrankheiten und Anästhesie sowie mit Pflege- und Logistikpersonal. Im Iran haben wir den Behörden unsere Unterstützung bei der Betreuung von schwer erkrankten Patienten angeboten.
Im Kampf gegen Covid-19 braucht es zwingend entsprechende Schutzausrüstung, insbesondere Gesichtsmasken und Schutzhandschuhe für medizinische Untersuchungen. Die Vorwegnahme oder die Beschlagnahmungen von medizinischer Ausrüstung durch Staaten können zu einem Problem werden. In der aktuellen Situation sollten deshalb solche Ausrüstungen als ein gemeinsames Gut betrachtet werden, das rationell und angemessen genutzt werden sollte und vor allem das Beschäftigen im Gesundheitswesen zugewiesen werden, die dem Virus unmittelbar ausgesetzt sind, wo immer sie sich in der Welt befinden.
Diese Pandemie erfordert deshalb Solidarität nicht nur zwischen den Staaten, sondern auf allen Ebenen. Es braucht die gegenseitige Hilfe, Zusammenarbeit, Transparenz und eine gemeinsame Nutzung von Ressource, um denen zu helfen, die am meisten gefährdet sind.

Schutz des Gesundheitspersonals muss europaweit gesichert sein
17. März 2020
COVID-19 breitet sich weiter aus, und jedes Land wird vor der gleichen Herausforderung stehen, wenn das Epizentrum der Pandemie nicht mit einer starken gemeinsamen Anstrengung angegangen wird.
Brice de le Vingne, Leiter des COVID-19-Teams von MSF in Brüssel
Grundlegende medizinische Ausrüstung, wie Gesichtsmasken für das Gesundheitspersonal, muss vor allem dort zur Verfügung gestellt werden, wo sie am meisten gebraucht wird, fordert die...
Was wissen wir über das Coronavirus?
16. März 2020
Am 11. März hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den COVID-19-Ausbruch zur Pandemie erklärt. Inzwischen haben mehr als 100 Länder weltweit Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet. 90 % der Fälle werden aus vier Ländern gemeldet: In China sind die Neuansteckungen inzwischen rückläufig, größere Ausbrüche gibt es in Italien, dem Iran und Südkorea. In anderen Ländern, einschließlich Europa, nimmt die Zahl exponentiell zu.
Das Coronavirus ist hochansteckend und bisher gibt es weder einen Impfstoff noch eine spezifische Behandlung gegen COVID-19. Es wird davon ausgegangen, dass sich jeder Mensch mit dem Virus anstecken kann. Die überwiegende Mehrheit (rund 80% der bestätigten Fälle) weisen leichte Atemwegserkrankung auf, die jedoch bei bestimmten Risikogruppen (ältere Menschen und Menschen mit Begleiterkrankung) schwere Komplikationen mit sich bringen können.
Öffentliche Maßnahmen wie Isolation, Quarantäne und soziale Distanz werden im Allgemeinen ergriffen, um die unkontrollierte Übertragung des Coronavirus zu begrenzen, den Anstieg der Neuerkrankungen und schwerkranken Patient*innen zu verlangsamen, die am stärksten gefährdeten Personen zu schützen und die kollektiven Gesundheitsressourcen zu verwalten.
Die COVID-19-Pandemie hat, was das Ausmaß und die schnelle globale Ausbreitung betrifft, enorme Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme in den betroffenen Ländern. Ausgehend von den bisherigen Erfahrungen und Daten werden 20% der bestätigten COVID-19-Fälle schwerwiegend sein und eine langfristige stationäre Behandlung mit spezieller Betreuung benötigen. Diese Patient*innen brauchen im Durchschnitt drei bis vier Wochen eine enge Überwachung mit intensiver Pflege, einschließlich zusätzlicher Sauerstoffversorgung. Etwa sechs Prozent der bestätigten Fälle (rund 30% der stationär behandelten Personen) werden einen kritischen Verlauf der Erkrankung aufweisen und erfordern eine spezialisierte Intensivpflege wie etwa mechanische Beatmung für mehrere Wochen.
Eine so lange stationäre Versorgung so vieler Menschen mit so hohem Pflegegrad ist selbst für modernste Gesundheitssysteme eine große Herausforderung. Wir sorgen uns um die Folgen für Länder mit schwächeren Gesundheitssystemen, wenn dort viele Patient*innen mit COVID-19 behandelt werden müssen. Zudem wissen wir wenig über das Virus: Wie wird es in tropischen Gebieten übertragen, welche Auswirkungen haben Koinfektionen mit anderen Krankheiten wie Malaria, Dengue, Tuberkulose oder Masern usw., die dort enorm verbreitet sind?
Parallel zum weltweiten Ausbruch von COVID-19 führen wir unsere regulären Aktivitäten fort. Unsere Teams behandeln täglich Hunderttausende Patient*innen mit verschiedensten Krankheiten und Bedürfnissen. Wir müssen sicherstellen, dass wir in unseren Projekten weiterhin eine angemessene und lebensrettende medizinische Versorgung anbieten können. Besondere Schwierigkeiten ergeben sich derzeit durch eingeschränkte Reisemöglichkeiten unserer Mitarbeitenden sowie durch den weltweiten Druck auf die Produktion einiger medizinischer Güter, insbesondere auf die Herstellung von Schutzausstattung für Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesen. Die künftige Versorgung mit elementaren Produkten wie OP-Schutzmasken, Tupfern, Handschuhen und Chemikalien zur Diagnose von COVID-19 bereitet uns Sorge. Es besteht auch die Gefahr von Versorgungsengpässen wegen der stockenden Produktion von Generika und Problemen bei der Einfuhr lebenswichtiger Medikamente (wie Antibiotika und antiretrovirale Medikamente) aufgrund von Lockdowns, einer reduzierten Produktion von Basisprodukten, sowie Exportstopps oder Einlagerung von Medikamenten und Material zur Behandlung von COVID-19.
Der Schutz von Patient*innen und Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesen ist essenziell, deshalb bereiten wir uns auch auf mögliche Fälle von COVID-19 in unseren Projekten vor. In bereits betroffenen Regionen stellen wir sicher, dass Maßnahmen zur Infektionskontrolle getroffen, Screenings durchgeführt und Isolationsbereiche eingerichtet werden sowie Aufklärungsaktivitäten stattfinden. In den meisten Ländern arbeiten wir mit der WHO und den Gesundheitsministerien zusammen, um zu evaluieren, wie wir bei Bedarf helfen können. Zudem bieten Schulungen zur Infektionskontrolle für Gesundheitseinrichtungen an.
Durch das Ausmaß der COVID-19-Pandemie sind unsere Möglichkeiten angemessen zu reagieren jedoch eingeschränkt. In Italien, das jetzt am zweitstärksten betroffenen ist, unterstützen wir seit dieser Woche vier Krankenhäuser im Zentrum des Ausbruchs bei der Infektionskontrolle und der Patient*innenversorgung. In Hongkong setzen wir die Aufklärungsarbeit und psychosoziale Unterstützung für gefährdete Gruppen fort. Im Iran haben wir den Behörden vorgeschlagen, bei der Betreuung von Patient*innen mit COVID-19 zu helfen. Ob wir auch in anderen Ländern aktiv werden können, wird von der Art des Ausbruchs, aber auch von unseren Einsatzkapazitäten abhängen.
MSF ist zutiefst besorgt über die Auswirkungen von Covid-19 auf jene Bevölkerungsgruppen, die in unter prekären Umständen leben müssen. Dazu zählen Obdachlose und diejenigen, die in Konfliktgebieten oder in Flüchtlingscamps leben. Oft leben diese Menschen unter unhygienischen Bedingungen und für sie wird es vor allem schwierig sein, präventive Massnahmen zu implementieren. Gleichzeitig haben sie ohnehin Schwierigkeiten, Zugang zu gesundheitlicher Behandlung zu bekommen.
Damit sich diese Menschen schützen können, ist es äusserst wichtig, sie über die Vorsichtsmassnahmen zu informieren und sie mit den notwendigen Ressourcen auszustatten (Händewaschen und Selbst-Quarantäne bei Kontakt mit Infizierten).
Generell sind wir sehr besorgt darüber, wie sich der Ausbruch von COVID-19 auf Länder mit instabilen Gesundheitssystemen auswirken wird. In vielen Gebieten, in denen wir tätig sind, gibt es sehr wenige medizinische Akteure, welche auf einen solchen Zustrom der Patienten reagieren können. Wir möchten sicherstellen, dass unsere Patientinnen und Patienten weiterhin die nötige medizinische Versorgung erhalten. Gleichzeitig arbeiten wir daran, dass unsere medizinischen Teams auf potenzielle Covid-19-Infektionen vorbereitet sind.
Wir setzen alles daran, eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern und zu verzögern. Bereits jetzt geraten einige der weltweit fortgeschrittensten Gesundheitssysteme unter Druck. Gerade jetzt ist es wichtig, dass der Zugang zu gesundheitlicher Versorgung gewährleistet ist. So muss dafür gesorgt werden, dass eine Überforderung der Spitäler verhindert wird und dass sich medizinische Fachleute um die betroffenen Menschen kümmern können.
Die Überlastung der Spitäler begünstigt die Ansteckung von medizinischen Fachkräften. Angesichts des Zustroms an Patientinnen und Patienten sind die personellen und materiellen Ressourcen begrenzt. Die Sicherheit des Personals sollte in jeder medizinischen Einrichtung die höchste Priorität haben.
Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass das Vertrauen in die Gesundheitsbehörden eine grundlegende Rolle bei der Eindämmung von Infektionen spielt. Klare Anweisungen sind notwendig, um die Bevölkerung dazu zu ermutigen, sich zu schützen.
Um das Virus einzudämmen, müssen medizinische Mittel bereitgestellt werden. Dies ist nur möglich, wenn Regierungen, Pharmaunternehmen und andere Forschungsinstitutionen, die Behandlungen, Diagnostika und Impfstoffe entwickeln, die notwendigen Massnahmen ergreifen:
- Patente und Monopolen sollten die Produktion nicht begrenzen und sie zugänglich halten.
- Der Zugang zu umfunktionierten Arzneimitteln, um die Gesundheitsversorgung aufrecht zu erhalten
- Die Verfügbarkeit der medizinischen Mittel für den Schutz und die Behandlung von Mitarbeiter*innen priorisieren.
- Verbesserung der Transparenz und Koordination, um sicherzustellen, dass ein faktengestützter Ansatz zur kontinuierlichen Überwachung des Risikos einer potenziellen Schwachstelle in der Lieferkette bei wichtigen medizinischen Instrumenten und zur Anpassung von Massnahmen zur Risikominderung im Bedarfsfall durch internationale Zusammenarbeit eingeführt wird.

Evakuierung der EU-Flüchtlingslager in Griechenland dringender denn je
13 März 2020
Fünf- oder sechsköpfige Familien müssen auf lediglich drei Quadratmetern Fläche schlafen. Für sie ist es schlicht unmöglich, die empfohlenen Maßnahmen zu befolgen und sich regelmäßig die Hände zu waschen und Distanz zu anderen zu halten.
Hilde Vochten, medizinische Koordinatorin der Projekte von MSF in Griechenland
MSF fordert angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus COVID-19 die umgehende Evakuierung der EU-Flüchtlingslager auf den...
14.02.2020
Ärzte ohne Grenzen/Médecins sans Frontières (MSF) sendet spezielle medizinische Schutzausrüstung nach Wuhan in das Jinyintan-Krankenhaus der Provinz Hubei, China - dem Epizentrum des aktuellen Ausbruchs des Coronavirus COVID-19.
„Bis zum 14. Februar wurden mehr als 64.000 Fälle von COVID-19 registriert, 99% davon in China“, erklärt Gert Verdonck, Koordinator von Ärzte ohne Grenzen für COVID-19. „Medizinische Schutzausrüstung ist entscheidend. Wir wollen also dazu beitragen, die Mitarbeiter an vorderster Front mit der spezifischen Schutzkleidung zu unterstützen, die sie benötigen, um bei einem Ausbruch dieser Größenordnung sicher arbeiten zu können.“
Das 3,5 Tonnen schwere Material wird vom Logistikzentrum von MSF in Brüssel aus über die Hubei Charity Federation an das Jinyintan Krankenhaus in Wuhan versandt. Das Krankenhaus ist eines der führenden Spitäler für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit COVID-19.
Außerdem hat MSF Ende Jänner in Hongkong ein Projekt gestartet, das gefährdete Menschen mit Informationen über das Virus versorgt. Das Einbeziehen lokaler Bevölkerungsgruppen ist bei der Bekämpfung von Epidemien immer ein entscheidender Faktor. In Hongkong konzentrieren sich diese Aktivitäten auf Gruppen, die mit geringerer Wahrscheinlichkeit Zugang zu wichtigen medizinischen Informationen haben, wie z.B. sozioökonomisch benachteiligte Menschen. Das Team richtet sich auch an diejenigen, die im Falle einer Infektion mit COVID-19 anfälliger für die Entwicklung eines schweren Verlaufs der Krankheit sind, wie z.B. ältere Menschen.
Wir wollen also dazu beitragen, die Mitarbeiter an vorderster Front mit der spezifischen Schutzkleidung zu unterstützen, die sie benötigen, um bei einem Ausbruch dieser Größenordnung sicher arbeiten zu können.
Gert Verdonck, Koordinator von MSF für COVID-19
„Unsere Teams haben in den letzten Wochen bereits persönliche Gespräche mit Straßenreinigern, Flüchtlingen und Asylsuchenden sowie mit Sehbehinderten geführt“, sagt Karin Huster, die das Projekt von MSF in Hongkong leitet. „Wir geben ihnen aktuelle medizinische Informationen. Aber vielleicht noch entscheidender ist, dass wir da sind, um zuzuhören und die vielen Fragen zu beantworten, die diese neue Krankheit aufgeworfen hat. Angst kann sich oft schneller ausbreiten als ein Virus, daher ist es für uns von zentraler Bedeutung, den Menschen bei der Bewältigung ihres Stresses und ihrer Angst zu helfen.“
Darüber hinaus sendet MSF eine Tonne Schutzausrüstung an den Rettungsdienst der Johanniter in Hongkong, um ihnen beim Transport zu helfen, bis ihre Bestände wieder aufgefüllt werden können. Die Sanitäter transportieren Hochrisikopatienten, und deshalb ist es wichtig, dass sie über spezifische Schutzausrüstung verfügen, um sicher arbeiten zu können.
In anderen Ländern, in denen MSF Hilfsprojekte betreibt, bereiten sich die Teams auf den Fall eines COVID-19-Ausbruchs vor. In mehreren Ländern, vor allem in Süd- und Südostasien, steht Ärzte ohne Grenzen mit den Gesundheitsbehörden in Kontakt und bietet Unterstützung an, falls dies erforderlich sein sollte. Dazu gehört die Schulung von Gesundheitspersonal über Maßnahmen zur Infektionsprävention und -kontrolle und die Gesundheitserziehung für gefährdete und verletzliche Gruppen, ähnlich der Aktivitäten von Ärzte ohne Grenzen im Jahr 2003 während des Ausbruchs des schweren akuten Atemwegssyndroms (SARS), das durch einen verwandte Variante des Coronavirus verursacht wurde.
Coronavirus COVID-19: häufig gestellte Fragen
Da sich das Virus erst vor kurzem ausgebreitet hat, muss noch einiges erforscht werden. Wir arbeiten stetig daran, unser Wissen über das Virus und die damit verbundene Erkrankung auszubauen. Einige Personen, die sich damit infiziert haben, sind nur leicht erkrankt. Andere sind daran verstorben. Ältere Personen oder Menschen mit bereits bestehenden Krankheiten scheinen besonders anfällig für schwere Verläufe der Atemwegsinfektion zu sein. Bei dem Virus Covid-19 wird zurzeit eine Todesfallrate von etwa 2 Prozent vermutet.
Noch muss einiges über das Virus Covid-19 erforscht werden. Die Infektion mit dem Virus scheint vermutlich über eine Tröpfcheninfektion zu passieren, beispielsweise über das Husten infizierter Menschen. Der Ansteckungsgrad ist noch unklar.
Sowohl SARS wie auch MERS sind Atemwegsinfektionen. Sie werden durch verschiedene Arten von Coronaviren ausgelöst (SARS-CoV bzw. MERS-CoV) welche mit dem aktuellen Coronavirus (Covid-19) verwandt sind.
Bei der Sars-Epidemie waren 2002 und 2003 von China ausgehend weltweit rund 8000 Personen an der Lungeninfektion erkrankt. 774 daran starben. Seit 2004 wurden keine weiteren Fälle von SARS registriert. 2003 hatte MSF die zuständigen Gesundheitsbehörden im chinesischen Kernland, in Hongkong und in Vietnam im Zuge der SARS-Epidemie unterstützt. Die Aktivitäten umfassten damals Schulungen für Gesundheitspersonal zum Thema Infektionsprävention und -kontrolle sowie Sensibilisierungsmaßnahmen für gefährdete Bevölkerungsgruppen.
2012 brach eine MERS-Epidemie in Saudi-Arabien aus. Mehr als 1200 Menschen sind daran erkrankt und, 449 sind daran gestorben. Leider stecken sich immer noch Menschen mit MERS an, dies vor allem in Ländern im Nahen Osten. Ärzte ohne Grenzen hatte keine Aktivitäten im Zusammenhang mit dieser MERS-Epidemie.
Gegenwärtig koordinieren die jeweiligen Gesundheitsbehörden die Reaktionsmaßnahmen auf das Coronavirus. Darunter ist die Diagnose, die Behandlung von Patienten, die Überwachung von Übertragungsketten aber auch die Forschung zum besseren Verständnis der Krankheit zu verstehen. Da es sich um ein neues Virus handelt, gibt es derzeit weder einen Impfstoff noch eine spezifische Behandlung (momentan ist lediglich eine Symptomlinderung möglich). Das Wissen über das Virus und die Krankheit nimmt fortlaufend zu.
Wir wissen, dass es im Falle eines Ausbruchs einer Atemwegserkrankung wichtig ist, einfache Hygienemassnahmen einzuhalten. So sollte unter anderem regelmäßig die Hände mit Wasser und Seife gewaschen werden. Bei Husten oder Niesen, sollte Mund und Nase mit einem Taschentuch oder dem Ellbogen bedeckt werden. Das Taschentuch hinterher in einem geschlossenen Behälter entsorgen und Hände waschen. In Risikogebieten sollen nahe Kontakte mit Personen, die Erkältungs- oder Grippesymptomen zeigen, gemieden werden. Bei Fieber oder Atemproblemen sollte man eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.
Während der SARS-Epidemie unterstützte Ärzte ohne Grenzen das Bach-Mai-Spital in Vietnam und hat dort unter anderem einen speziellen Isolationsraum eingerichtet. Für die Mitarbeitenden der zuständigen Gesundheitsbehörden im chinesischen Kernland, in der Stadt Guangzhou und in Hongkong organisierten wir Schulungen für Gesundheitspersonal zum Thema Infektionsprävention und -kontrolle.
In Hongkong wurden auch entsprechende Schutzausrüstung bereitgestellt. Während der MERS-Epidemie hatte Ärzte ohne Grenzen keine entsprechenden Aktivitäten.
Wie bei anderen Coronaviren scheint die Tröpfcheninfektion der Hauptübertragungsweg zu sein. Daher sind Maßnahmen zur Infektionskontrolle für die Prävention wichtig.
Die Hygiene ist von großer Wichtigkeit, daher wird häufiges und gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife während mindestens 20 Sekunden empfohlen. Bei nicht-sichtbaren Schmutz an den Händen, kann auch ein Desinfektionsgel ein gutes Mittel sein, um eine Ansteckung zu verhindern.
Bei Husten und Niesen ist es ratsam, Mund und Nase mit einem Tuch abzuwischen und dieses sofort in einem geschlossenen Behälter zu entsorgen und anschließend die Hände zu waschen.
Eine Maske kann allenfalls das Einatmen des Virus und dessen weitere Verbreitung vermeiden. Beim Abnehmen wird empfohlen, die Schnüre nicht zu berühren und die Maske anschließend unverzüglich im Abfall zu entsorgen.